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Fleischbranche steht vor Herausforderungen

Unter dem Motto „Marktumfeld im Wandel: Rohstoffsicherheit, Tierwohl, Fleischersatz“ traf sich am 2. Juni 2022 die Fleischbranche in Köln auf dem Branchen Dialog Fleisch und Wurst 2022. Gemeinsam mit den rund 80 Teilnehmern feierten GS1, Lebensmittel Praxis und die AMI GmbH das 10-jährige Jubiläum der Veranstaltung.

Aus dem regen Austausch der Fachleute ergab sich schnell der Tonus. Die Fleischbranche steht mehr denn je vor den unterschiedlichsten Herausforderungen: Personalmangel, Futtermittelversorgung und das sich stetig ändernde Konsum- und Kaufverhalten der Bevölkerung.

So vielseitig wie die Gesprächsthemen waren auch die Vorträge der Referenten und ihre Lösungsstrategien. Herr Dr. Harm Böckmann von der Brand Qualitätsfleisch GmbH & Co. KG berichtete über die Idee des Nachhaltigkeitsdenkens. Gemeint ist hiermit die positive Wirkung von direkten Beziehungen zwischen Produzenten und Vermarktern, die seiner Meinung nach auch im großen Maßstab umsetzbar sind. Wichtig ist außerdem die proaktive Kommunikation über soziale Medien. So hält die Brand GmbH den Kontakt zu Kunden und potenziellen Arbeitskräften, die wie überall in der Branche Mangelware sind.

Herr Dirk Goerzen stellte die Entwicklungen in seinem EDEKA-Markt vor. Mit dem Slogan „Handel ist Wandel“ sprach er über die zunehmende Bedeutung von SB-Ware bei Fleischprodukten als auch der Vermarktung hochwertiger Produkte an der Bedientheke. Dabei steht immer die Frage im Raum, wie faire Preise umgesetzt werden können, ohne dass die Einkäufer abwandern?

Dass die Kosten weiter steigen werden, darin besteht kein Zweifel. Denn, so erklärte der Geschäftsführer Bernd Schmitz von der AGRAVIS Futtermittel GmbH, die Rohwarenströme werden sich erst wieder neu finden müssen. Zudem ist die Versorgungslage bei einzelnen Rohstoffen angespannt.

Ein weiterer Kostentreiber ist neben den hohen Futtermittelpreisen auch der Wunsch der Verbraucher nach mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit. Dr. Julia Adou von ALDI SÜD erklärte, wie ALDI den Kunden im Labelwald den Griff zum „richtigen“ Produkt erleichtern will. Der Discounter hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 im Frischfleischsegment vollständig auf die Haltungsstufen 3 und 4 zu setzten. Das Signal soll an den Handel und die Erzeuger gehen und Sicherheit vermitteln. Dr. Julia Adou appellierte ebenfalls an die Politik, das Marketing zur Etablierung neuer Label auch finanziell zu unterstützen.

Das Beterleven-Label aus den Niederlanden fährt hier einen sehr simplen Ansatz, berichtete Maurits Steverink von True Food Projects. Die tierischen Produkte werden je nach Haltungsform mit einer Drei-Sterne-Kategorie eingeordnet. Das macht es dem Konsumenten sehr leicht. Auch für ihn ist ein entscheidender Punkt das Bewusstsein der Kunden über die verschiedenen Labels.

Ganz neue Wege schlagen die Unternehmen Innocent Meat UG und Mosa Meat ein. Laura Gertenbach war an der Gründung des Unterhemens Inncoent Meat beteiligt, das eine Plug-and-Play-Lösung für Produzenten und Fleischverarbeiter anbieten will. Hierzu soll über Stammzellen, die bei der Schlachtung der Tiere entnommen werden können, Hackfleisch im Bioreaktor herangezüchtet werden. Denn für sie steht fest: Die Menschen werden weiterhin Fleisch essen. Aber beliebte Produkte wie Hackfleisch können im großen Maße und nebenbei noch umweltverträglicher im Bioreaktor gewachsen werden.

Dr. Tim Koch, der Bereichsleiter für Fleisch der AMI, gab den Teilnehmern in der Fachsession 2 einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen am Schlachtschweinemarkt. Sinkende Tierbestände und Konsummengen sind hier seit Jahren der Trend. Hieraus ergab sich die Frage, ob der Export überhaupt noch notwendig ist. Steffen Reiter, Geschäftsführer der German Meat GmbH, erklärte, warum der Export weiterhin möglich und sogar notwendig ist. Hierzulande finden viele Produkte keine Verwertung. Sie zählen in anderen Teilen der Welt jedoch zu den Delikatessen. Es ist also Teil einer nachhaltigen Verwertung der Tiere, den Exportweg zu nutzen.

In der Fachsession 1 konnten die Teilnehmer interessante Beiträge rund um das Thema Digitalisierung, Marketing und Verpackung wahrnehmen. Die Kunden von Morgen nutzen vielfach die sozialen Medien zur Informationsgewinnung. Professionelle Unterstützung von außen lohnt sich für den Auftritt in den sozialen Medien laut der web-netz GmbH auch für kleine Unternehmen. Auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz wird zunehmend interessanter, so der Vizepräsident der CSB-System SE Dr. Klemens van Betteray. So kann beispielsweise die Erfassung von Tierwohlmerkmalen am Schlachthof mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz bewerkstelligt werden. 

Auch in diesem Jahr gelang es den Veranstaltern erstklassige Referenten zu gewinnen. Fragen von Seiten der Moderation waren nicht nötig, denn die Teilnehmer befeuerten die Referenten mit zahlreichen Fragen und Anmerkungen, wodurch der Branchen Dialog Fleisch und Wurst sein Ziel, den aktiven Austausch und das Setzen von Impulsen für die Branche mehr als gerecht wurde.

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